Sep 19, 2011 - Alle, Kunden    No Comments

Auto-Kauf: Entschuldigen Sie bitte die Störung …

Audi S6 Innenraum

(c) Audi AG

Ich gestehe, ich bin der Sportwagen-Typ. Ich mag schnelle, flache, tiefe, unvernünftige Autos mit sattem Sound und harten Sitzen. Aus diesem Grund ist ein Kombi für mich quasi ein Anti-Auto – langweilig, spießig und durch und durch rational. Trotzdem entwickelt man sich weiter – und als meine Frau mir eröffnete, dass wir bald mindestens zu dritt sein werden, war klar, dass Baby, Frau, Hund, Kinderwagen und ich nicht gleichzeitig Platz in einem Zweisitzer finden würden.

Also hatte ich die Wahl zwischen Kombi und Minivan, aber wenn Sie auch aus der Sportwagen-Ecke kommen, dann wissen Sie, dass ein Mini-Van im Grunde gar nicht zur Species „Auto“ gehören kann. Also entschieden wir uns für einen Kombi. Anforderung: Er sollte genug Platz bieten, einigermaßen komfortabel zu fahren (Ich fahre ca. 70.000 km/Jahr) und natürlich nicht zu teuer sein. Wichtig erschien mir außerdem, dass eine Werkstatt/Service-Station in der Nähe unseres Wohnortes sein sollte. Nichts ist nerviger, als verloren in einem herzlosen Gewerbegebiet zu stehen, weil man seinen Wagen zur Inspektion gebracht hat. Dementsprechend kamen etwas mehr als eine Hand voll Anbieter in Betracht. Und rein optisch stach für mich von Anfang an der Audi A6 heraus. Ein Kombi mit einem Hauch von Sportwagen, damit hätte ich wohl noch ganz gut leben können. Also fuhren meine Frau und ich zu einem der nahegelegenen Audi-Partner, um uns das gute Stück anzusehen, meine Frau davon zu begeistern und ein attraktives Angebot abzugreifen.

Im Autohaus

Schon beim betreten herrscht eine gespenstige Leere in den großen Verkaufsräumen. Natürlich ist alles sehr aufgeräumt und sauber, die Autos strahlen einen von allen Seiten an. Nach kurzem umschauen erblicke ich dann einen niegelnagelneuen Audi A6. In dunklem Metallic-Lack und mit diesem riesigen Kühler, der mir Kraft, Geschwindigkeit und Eleganz signalisiert. Ein kurzer Such-Blick zeigt mir drei Kollegen aus der Verkäufer-Fraktion, die pläuschchenhaltend Kaffee trinken und offenbar den Feierabend herbeisehnen. „Naja„, dachte ich „war ja vielleicht ein langer Tag.“ Also versuchte ich, ganz mündiger Kunde, mir und meiner Frau das Auto selber zu erschliessen.

Tür auf, Tür zu – Ahhh, was für ein Sound. Das ganze fünf mal: Fahrertür, Beifahrertür, Kofferraum usw. Vielleicht mal reinsetzen? Ja, klar! Was für ein Sitz! Sportlich hart, aber bequem. Übrigens: Jetzt könnte ja mal jemand kommen!

Meine Frau bewundert das Interieur (Handschuhfach: Abgeschlossen), wir setzen uns mal hinten rein. Jetzt hätten wir schon irgendwie ein paar Fragen…Also, wieder aussteigen und die Tür etwas lauter ins Schloss fallen lassen – vielleicht haben uns die Kaffeetrinker ja einfach im Eifer des Gespräches übersehen?  Das Türschloss schnappt quer durch das Autohaus hörbar zu, aber wir bleiben alleine.

Vielleicht gibt es ja irgendwo einen Prospekt?“ fragt meine Frau leicht verzweifelt und steuert direkt einen entsprechenden Halter an. Wenig später studieren wir auf der Motorhaube mögliche Extras und kalkulieren schon mal, was uns denn die Sonderausstattung wohl kosten mag. Aber wir bleiben allein – gefühlt müsste eigentlich schon locker eine Stunde rum sein.

Während wir darüber diskutieren, ob wir eine Isofix-Halterung benötigen, sehe ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Oh mein Gott, wir werden beobachtet, denke ich und drehe mich ruckartig um. Ich habe mich nicht getäuscht, aus der Ferne sehe ich einen Verkäufer direkt auf uns zu marschieren. Im Kopf gehe ich meine Fragen durch und versuche sie zu strukturieren, zähle für mich noch mal auf, welche Sonderausstattung uns wichtig ist, um nu ja nichts zu vergessen. Leichte Aufregung macht sich bei uns breit, meine Frau fasst meine Hand, in der Gewissheit:  „Jetzt geht es endlich los!

Etwas irritiert, ob unserer vorfreudesignalisierenden Körperhaltung, schaut uns der Verkäufer an. Sein rechter Zeigefinger wandert, während er versucht sein höflichsten Lächeln auszugraben, zur teueren Armbanduhr an seinem linken Arm. Deutlich darauf tippend begrüßt er uns mit den Worten: „Entschuldigung, wir schließen gleich!“ Seinen Worten versucht er mit bestätigendem Kopfnicken zusätzliches Gewicht zu verleihen, um sich anschließend umzudrehen und uns unserem Schicksal zu überlassen. Schade, denke ich noch, während wir enttäuscht das Autohaus verlassen, das Auto war ja ganz nett.

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