Mai 10, 2012 - Alle, Kunden    2 Comments

Deshalb hat Ryanair mich als Kunden verloren

Innenraum Flugzeug von Ryanair

Eng ist es beim Airline-Discounter Ryanair

Natürlich, man darf sich ja eigentlich über nichts beschweren, wenn man auf den Discounter unter den Discount-Airlines setzt. Ich habe vor einiger Zeit einen Flug mit dem irischen Billigflieger Ryanair gebucht – und obwohl meine Erwartungen sich schon quasi am Gefrierpunkt befunden haben, wurden diese trotzdem noch unterboten. Gut, ich kann damit leben, dass es keine festen Sitzplätze gibt oder dass der Abstand zur vorderen Sitzreihe so eng ist, dass nur chinesische Schlangenmenschen die Notposition mit Kopf auf die Knie legen im Falle eines Falles einnehmen könnte. Ich verstehe, dass jedes extra an Service Geld kostet und nicht einkalkuliert wurde. Alles kein Thema.

Nach dem Start unseres Direktfluges nach Barcelona jedenfalls bemerke ich, dass die Sitzreihe hinter mir unbesetzt ist. Da sich diese Reihe direkt am Notausgang befindet, zieht die große Beinfreiheit meine Blicke magisch an und ich entschliesse mich, den hart ergatterten Sitzplatz zu wechseln (Man erinnere sich: Freie Sitzplatzwahl!). Dass die Reihe mit Beinfreiheit unbesetzt geblieben ist, liegt an den Reserviert„-Zetteln, die auf den Sitzen ausgelegt worden sind. Da bei einem Direkt-Flug in der Luft nicht damit zu rechnen ist, dass noch Passagiere überraschend zusteigen, entscheide ich, die Zettel zu ignorieren und nehme Platz. Mein Knie jubiliert und ich verspüre eine tiefe Entspannung.

Wenige Augenblicke später spricht mich ein Steward in mir schlecht verständlichem Englisch an. Den darauffolgenden Dialog habe ich so in Erinnerung:

Steward: „Entschuldigung, Sie können da nicht sitzen.

Ich: „Aha…und weshalb nicht?

Steward: „Der Platz ist reserviert!

Ich: „Aha, reserviert…aber derjenige ist ja offenbar nicht erschienen?!

Steward: „Das weiß ich nicht. Der Platz ist jedenfalls reserviert.

Ich : „Ok, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, allerdings sind wir auf einem Direktflug, wir sind in der Luft, hier sitzt keiner … Wissen Sie was, wenn noch jemand kommt, dann mache ich den Platz einfach frei!

Steward: „Woher sollte denn jetzt noch jemand kommen? Wir sind auf einem Direktflug!

Ich: „Sehen Sie, und genau deswegen bleibe ich hier sitzen.

Steward: „Ich darf Sie hier nicht sitzen lassen. Sie müssen zurück auf Ihren Platz!

Ich: „Welchen Unterschied macht es denn für Sie ob dieser, oder der Platz in der Reihe davor frei bleibt?

Steward: „Hören Sie, ich kann es Ihnen auch nicht erklären, aber wir haben unsere Anweisungen. Das hängt damit zusammen, dass diese Plätze 10 € Zusatzgebühr kosten.

Ich: „Verstehe. Allerdings, wenn ich mich wieder darüber setze, bekämen Sie auch keine 10 €. Aber, wissen Sie was, ich gebe Ihnen einfach jetzt 10 € in bar und bleibe hier sitzen!

Steward: „Das geht nicht, das muss man vorher reservieren.

Ich: „Da komm ich jetzt nicht mehr ganz mit. Sie bieten einen Service an, der 10 € kostet, den aber keiner genutzt hat und für den ich jetzt bezahlen würde – und Sie das ablehnen? Das erscheint mir unlogisch.

Steward: „Mein Kassensystem kann das nicht verbuchen. Deswegen gibt es keine Möglichkeit.

An dieser Stelle hatte ich das Gefühl, dass wir nicht mehr weiterkommen und habe mich geschlagen gegeben. Ich kann natürlich den Gedanken verstehen, dass Ryanair Angst hat, dass zukünftig keiner die Zusatzkosten für Notausgangssitze mehr bezahlt, sondern vielmehr hofft, dass die Sitze frei bleiben und so ohne Gebühr genutzt werden können. Andererseits hat auch so keiner dieses Angebot wahrgenommen – der einzige, der bereit war dafür zu zahlen, war ich! Und hätte ich dort sitzen bleiben dürfen, hätte ich vielleicht zukünftig nur noch mit 10-€-Aufschlag gebucht, weil ich meinen Knien auf keinen Fall mehr die engen Sitzreihen antun möchte.

Gewünscht hätte ich mir also, dass der Steward sagt: „Alles klar, für dieses Mal ist das in Ordnung, bitte beachten Sie nur, dass die Plätze sonst 10 € extra kosten. Das können Sie beim nächsten Flug gleich online mitbuchen, damit die Plätze dann für Sie reserviert sind!“ So habe ich aber auf Ryanair keine Lust mehr und zahle meine 10 € Aufpreis lieber woanders.

2 Comments

  • Ryanair ist eben ein durchstrukturiertes, kostenorientiertes Unternehmen. Auch wenn Ryanair die angebotenen 10 € „ausschlägt“, hat das mit hoher Wahrscheinlichkeit rationale Gründe, z.B. hohen Bearbeitungsaufwand o.ä. Wer mit Ryanair fliegt, muss wie allgemein bekannt ist, seine Ansprüche eben herunterschrauben – auch bei Sitzqualität und Steward-Service.

    Dafür kann man dann eben auch mal 1000 km für 15 Euro fliegen.

  • oh, ein Kunde sagte zu mir, mein Haus brennt, und ich erwiederte, dies ist ein Problem, denn das Haus ist nicht versichert…
    was kostet denn eine versicherung, ich nannte den Betrag i.h.v. 250,-€
    der Kunde gab zum besten, das er dann nun bereit sei, die 250,-€ zu zahlen, und ich erlaubte mir zu erwähnen, das dies nun zu spät sei…
    Der Kunde fragte wo nun der Unterschied sei, ob ich nun die 250,-€ gestern bezahlt hätte oder heute, und ich sagte zu ihm, das sein Haus nun brennen würde…. aber die Versicherung die er nun haben wolle, sei doch noch frei, und hätte kein anderer gekauft, doch ich musste ihm zu verstehen geben, das es nun zu spät sei…..
    Gewünscht hätte der Kunde sich, das dieses brennende Haus nun ausnahmsweise für 250,-€ versichert würde, und das nächste Haus dann nun auch vorher bezahlt wird….

    🙂

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